Moin, hier findet ihr in den kommenden Monaten Informationen und weitere Inhalte zum diesjährigen Schanzenviertelfest am Samstag, dem 9. September. Es wird sich inhaltlich um die Themen “Klima – Flucht – Europa” drehen.
Das Fest findet wie gewohnt selbstorganisiert und unangemeldet statt. Es wird einen unkommerziellen Anwohner*innenflohmarkt, Solidaritätsstände, Livemusik und Aktionen geben gegen den Export der Folgen des Klimawandels und die Abschottung der EU-Außengrenzen gegen Menschen, die diesen zu entfliehen versuchen.
Europa sieht sich selbst als Paradies voll Wohlstand, Demokratie und Menschenrechten. In Wahrheit werden Elend und globale Zerstörung hier produziert und in alle Welt exportiert. Spielen Menschenleben keine Rolle, wenn Ressourcen gesichert oder die Grenzen abgeschottet werden sollen. Werden dreckige Geschäfte mit Diktator*innen und Regimes gemacht, solange die strategischen Interessen übereinstimmen.
Mit selbstgefälliger Doppelmoral wird nach innen für viele ein kapitalistisches Versprechen für ungebremstes Wachstum und Wohlstand gemacht, das zu einem immer weiter greifenden globalen Raubbau, kapitalistischen Verteilungskämpfen, kriegerischen Konflikten und Armut führt.
Den Preis für Reichtum in den Industrieländern bezahlen bis heute vor allem die Menschen in den Ländern des globalen Südens. Koloniale Kontiunitäten und Verbrechen werden dabei fortgeschrieben. Um Europa eine todbringende Mauer gezogen, um kapitalistische Ungerechtigkeiten als System der Ausbeutung aufrechtzuerhalten. Flüchtende ertrinken dafür im Mittelmeer oder erfrieren an den Landgrenzen. Kämpfen sich Menschen gegen dieses menschenverachtende Grenzregime bis Europa durch, werden ihre Fluchtgründe oft nicht anerkannt, drohen Illegalisierung und Abschiebung. Die menschengemachte Klimaerwärmung und die menschengemachten lebensfeindlichen Realitäten von Flüchtenden sind Ausdruck ein und desselben Systems.
Der Hamburger Hafen ist dabei eine Drehscheibe für Technologien zur globalen Ausbeutung und ein Kreuzfahrtterminal ins Verderben. Firmen wie Siemens oder die Deutsche Bahn geben sich ein grünes Image, sind gleichzeitig aber an der Erschließung und Zerstörung des Regenwaldes durch Megaprojekte wie Tren Maya auf der Yucatan Halbinsel beteiligt. Die deutsche Automobilindustrie befördert Korruption und politische Morde an Umweltaktivist*innen, Gewerkschafter*innen und investigativen Journalist*innen. Deutsche Firmen liefern “grüne” Wasserkraftwerke, deren Energie anschließend für Bergbauprojekte genutzt wird, die wiederum Kohle nach Europa liefern, welche unter anderem in Moorburg verfeuert wird.
Unsere Antwort heißt nicht “grüner” Kapitalismus und wir appellieren auch nicht an Regierungen, sondern wir stehen solidarisch an der Seite von sozialen Kämpfen, die aktuell weltweit stattfinden. Sei es gegen die Räumung von besetzten Wäldern oder Dörfern für den Abbau von Kohle oder an der Seite von indigenen Gemeinden im Widerstand gegen Megaprojekte und Landraub.
Die Notwendigkeit von Kämpfen auf unterschiedlichem Terrain, mit unterschiedlichen Erfahrungen zwischen Stadt, Land, Fluss und postkolonialen Kontinuitäten, bieten dabei aber auch Möglichkeiten der Verschränkung von Widerstandsperspektiven und sozialen Kämpfen von unten. Indigene Gemeinden sind dabei häufig am stärksten betroffen von Klimaveränderungen und Landraub. Gleichzeitig bringen sie viel Wissen und Erfahrungen mit, die viel zu wenig gehört werden.
Mit dem Straßenfest als politischem Ort des Feierns und Zusammenkommens wollen wir das Schanzenviertel nicht vermeintlich CO2-neutral erscheinen lassen und Greenwashing betreiben, sondern Widersprüche benennen und Reibungsflächen entzünden. Die Debatten um Klima und Ausbeutung verstärken, die Autonomie indigener Gemeinden verteidigen und die Selbstermächtigung von Flüchtenden stärken. Eine andere Welt ist möglich, wenn wir sie möglich machen.
In den nächsten Wochen werden hier Aufrufe und weitere Informationen zum Schanzenfest veröffentlicht. Achtet auf Ankündigungen und beteiligt euch gerne mit inhaltlichen Beiträgen.
Die Blog-Redaktion
Kontakt: antifaschanzenfest ( at ) nadir.org